Sei ein Gewinner!
Serie: | Bibeltext: 1 Kor 9,24-27; 10,6-14; Hebr 12,1f
Seit 5 Jahren waren Jessica und Patrick Downes ein verliebtes Paar. Am 25. August 2012 heirateten die beiden. Sieben Monate später, am Montag 15. April 2013, St. Patricks Day in Amerika, waren die beiden an der Ziellinie des Boston Marathons. Sie wollten die Läufer anfeuern. Um 14:49 explodierte im Zielbereich eine Bombe. 3 Menschen starben, 263 Leute wurden verletzt. Patrick Downes und sein Frau wurden schwer verletzt. Patrick verlor sein linkes Bein, Jessica sogar beide Beine. Doch die beiden kämpften sich zurück ins Leben. Am Montag 18. April 2016 um 09:00 war Patrick Downes am Start des Boston Marathons und überquerte die Ziellinie nach 5 Stunden und 49 Minuten.
Mich hat die Geschichte inspiriert. Wie kann jemand mit nur einem Bein einen Marathon schaffen? Andere schaffen das mit zwei gesunden Beinen nicht einmal. Patrick hatte ein Ziel vor Augen. Er wollte es unbedingt schaffen. Er kämpfte, gab nicht auf und überquerte die Ziellinie. Nicht als Erster aber trotzdem als Gewinner.
Paulus vergleicht unser Lebenslauf ebenfalls mit einem Wettlauf: «Denkt daran, dass alle wie in einem Wettrennen laufen, aber nur einer den Siegespreis bekommt. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!... Ich halte mir stets das Ziel vor Augen und laufe mit jedem Schritt darauf zu… Mit der eisernen Disziplin eines Athleten bezwinge ich meinen Körper, damit er mir gehorcht. Sonst müsste ich befürchten, dass ich zwar anderen gepredigt habe, mich danach aber womöglich selbst disqualifiziere.» (1. Korinther 9, 24-27 NLB)
Müssen wir in der Viva Kirche nun um die Medaille kämpfen? Kommt nur der oder die Beste von uns ans Ziel, in den Himmel? Ganz wichtig: Ich bin überzeugt, dass Paulus hier nicht von unserem Heil, von unserer Rettung spricht. Paulus ist ja der Verfechter davon, dass Menschen nicht durch Werke, sondern aus Gnade gerettet werden. «Gerecht gesprochen aber wird ein Mensch aufgrund seines Glaubens, nicht aufgrund seiner Taten.» (Römer 4,5) Durch den Glauben an Jesus Christus sind wir gerettet und aus Gnade kommen wir ans Ziel.
Von was spricht denn Paulus hier? Er sagt: Stellt euch vor: Euer Glaubenslauf ist wie ein Rennen und die Frage ist: wie überqueren wir die Ziellinie? Wie beenden wir unseren Glaubenslauf? Als Gewinner oder als Verlierer? Als bewährter Diener mit dem Siegespreis, einer Medaille, um den Hals oder trotten wir als disqualifizierter Läufer durchs Ziel?
Disqualifizierte Läufer
Viele grosse Männer der Bibel wurden im Laufe ihres Lebens disqualifiziert. Personen die eigentlich grosses Potential hatten. Sie begannen gut, aber endeten miserabel.
- König Saul: Er hatte die besten Voraussetzungen, war ein top Läufer. Er wurde zum König von Gottes Volk berufen. Aber plötzlich wurde er stolz und ungehorsam, und hat sich selbst disqualifiziert. Er beendete seinen Lauf nicht als Gewinner!
- Simson war übernatürlich mit übermenschlicher Kraft gesegnet. Aber sein Potential kam nie wirklich zur Entfaltung. Simson machte zu viele Kompromisse in seinem Glauben. Er lief nicht wie er sollte und wurde disqualifiziert und geht auch nicht als Gewinner in die Geschichte ein.
- König David: Auch er war ein top Läufer. Aber er strauchelte gewaltig auf seinem Lauf, menschlich gesehen noch mehr als Simson und Saul: Ehebruch und Mord sind auf seiner Liste. Spannend, trotzdem geht David als «Mann nach Gottes Herzen» in die Geschichte ein. Warum? David stand wieder auf, wendete sich wieder dem Ziel zu, Gott zu (Busse) und war so zurück im Rennen. David kam hinkend, aber als Gewinner ins Ziel. Er hat sich immer wieder auf das Ziel ausgerichtet.
Das Beispiel von David zeigt uns: Es geht also nicht darum, einen perfekten Lauf zu machen, sondern dranzubleiben und uns immer wieder auf das Ziel unserer Glaubens auszurichten: Jesus Christus.
"Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind. Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt" (Hebräer 12, 1b-2a)
Wir sollen also Zielorientiert unterwegs sein, wie David oder wie Patrick Downes, der mit nur einem Bein, nicht als Bester, aber trotzdem als Gewinner ins Ziel lief.
«Denkt daran, dass alle wie in einem Wettrennen laufen, aber nur einer den Siegespreis bekommt. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!» (1. Korinther 9, 24)
Im nachfolgenden Kapitel 10 vergleicht Paulus unseren Glaubenslauf mit der Wüstenwanderung des Volkes Israel.
Die Wüstenwanderung
«Was damals mit unseren Vorfahren geschah, ist eine Warnung an uns…» (1. Korinther 10, 6a). Das Wort Warnung ist nicht in dem Sinne zu verstehen, dass Gott uns auf die Finger klopfen möchte. Vielmehr ist es eine Warnung, wie leicht wir das Ziel, also Jesus, aus den Augen verlieren können und so nicht mehr auf Medaillenkurs bleiben. Eine Warnung, wie schnell wir uns selbst disqualifizieren können.
„…Unser Verlangen darf nicht auf das Böse gerichtet sein, wie es bei ihnen der Fall war.“ (1.Korinther 10,6b) Das Wort Böse bedeutet zum einen schlechte Dinge tun als Mensch, zum anderen aber auch auf Dinge gerichtet zu sein die uns Unglück bringen, uns gegenüber schlecht, verletzend und böse sind. Im Kontext gibt es also Dinge die schlecht sind für unseren Lauf, Dinge, die uns verletzen und uns Unglück bringen. Auf das sollen wir nicht ausgerichtet sein sondern auf das Ziel, auf Jesus! Paulus nennt nun 4 konkrete Dinge, auf die wir unbedingt achten sollten:
1. Dient keinen Götzen
«So werdet nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden…» (1. Korinther 10,7) Ich gehe davon aus, dass niemand von uns ein goldenes Kalb oder sonst einen Gegenstand anbetet. Oder vielleicht doch? Frage: Was ist ein Götze? Hebräische Wort "Elil" was kleiner Gott oder "Göttlein" bedeutet. Ein Götze ist etwas, dass Gott aus dem Zentrum unseres Lebens verdrängt und zu einem Göttlein wird. Und das passiert so schnell. Auch gute Sachen können zu einem Götzen werden, wie zum Beispiel der ganze Gesundheitstrend. Weil die Welt keine Antwort auf den Tod hat und er das Ende zu sein scheint, wird Gesundheit zum höchsten Gut und damit ein kleiner Gott. Erfolg ist auch so ein postmoderner Götze. Viele Menschen bringen Opfer für ihre Karriere und stecken viel Zeit und Energie in Ausbildung und Arbeit. Das ist in vielen Fällen gerechtfertigt und auch Gottes Wille. Doch wie schnell wird die Karriere wichtiger als die Familie? Wichtiger als Gott, sein Reich, seine Gemeinde? Es gibt noch viele andere möglichen Götter wie Familie, Geld, Umwelt, Sehnsüchte, Körper, Sport, Smartphone, Medien, TV… Solche Götzen ziehen unseren Blick weg vom Ziel und lassen uns herumtrödeln, während wir in einem Wettrennen laufen. Die Israeliten haben immer wieder Altäre gebaut, Steine aufeinandergeschichtet, und anderen Göttern geopfert. Wo erhöhen wir in unserem Leben Dinge über Gott? Wo konkurrieren unsere Altäre mit Gott? Diese Altäre nehmen Gottes Platz ein und wir verlieren das Ziel aus den Augen.
2. Achte auf deine Sexualität
«Auch auf Unzucht dürfen wir uns nicht einlassen…» (1. Korinther 10,8) Unzucht heisst auf Griechisch Porneia, wovon das Wort Pornographie kommt. Im Ursprung ist damit jeglicher freiwilliger Geschlechtsverkehrt ausserhalb der Ehe gemeint. Das Klischee, dass Christen gegen Sex vor der Ehe sind, scheint wahr zu sein. Aber wir müssen es von der anderen Seite her anschauen. Als Christen sind wir nicht in erster Linie gegen Sex vor der Ehe, sondern für Liebe und Treue und Familie. Wir sind für etwas. Wir sind mit Werten unterwegs auf unserem Lauf. Und diese biblischen Werte bilden den Rahmen einer Ehe, wo der intimste Kontakt zwischen Mann und Frau, die Sexualität, ihren Platz hat. Gott ist der Erfinder der Sexualität und möchte uns nichts vorenthalten, sondern unser Leben schützen. Denn in keinem anderen Bereich wie in der Sexualität, werden so viele Menschen verletzt, ausgebeutet und zerstört. Wir sollen da nicht mitmachen, sagt uns Paulus. Das wird uns und andere verletzen. Wir sind berufen fit im Lauf unterwegs zu sein und unser und das Leben anderer zu schützen.
Ein weiteres Thema ist die Pornographie. Durch das Internet ist Pornographie so leicht zugänglich wie niemals zuvor. Unsere Welt ist moralisch am Abgrund. Die Porno-Welle macht auch vor den Kirchentüren nicht halt. Laut einer Statistik des Weißen Kreuzes konsumieren fast zwei von drei Christen sehr regelmäßig Pornos – also mindestens einmal monatlich. Nur 3% der Männer konsumiert nie Pornographie. Pornographie hat eine unglaubliche Macht, die viele Menschen unterschätzen. Sie hinterlässt ein schlechtes Gefühl und zerstört unsere Beziehungen. Wir dürfen uns da nicht einlassen, sagt Paulus. Es tut uns nicht gut. Es wird uns disqualifizieren, wir werden vom richtigen Weg abkommen. Wenn du mit Pornographie zu kämpfen hast, dann nimm das nicht auf die leichte Schulter. Tue Busse und hole Hilfe. „Zur Freiheit hat Christus uns berufen“ (Galater 5,13). Und gib nicht auf! Ein Gewinner ist nicht einer, der nie fällt, sondern einer, der nicht aufgibt und sich immer wieder auf das Ziel ausrichtet!
3. Christus versuchen
«Auch dürfen wir Christus nicht herausfordern…» (1. Korinther 10,9) Was heisst Jesus zu versuchen? Das Wort hat eine mehrfache Bedeutung. Einerseits kann es heissen, dass wir Gottes Wort ablehnen und seinem Wort nicht vertrauen. Die Folge ist, dass wir eigene Wege gehen.
Es kann auch bedeuten, dass wir das Werk von Jesus am Kreuz austesten im Sinne von: Ich kann sündigen, Gott vergibt mit ja wieder. Ich denke an das Bekenntnis der Sünde, bevor ich gesündigt habe. Bonhoeffer nennt dies billige Gnade. Indem wir Gott auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, verlieren wir das Ziel aus den Augen, alles wird schwammig und wir werden liberal.
4. Murren
"Und murrt nicht wie einige von ihnen…" (1. Korinther 10,10) Murren bedeutet seine Unzufriedenheit und Auflehnung mit unfreundlichen Worten zum Ausdruck zu bringen. Wie schnell beschweren wir uns doch. Und oft über Kleinigkeiten. Und wie schnelle murren wir auch gegen Gott, wenn es nicht so läuft wie wir uns etwas vorstellen. Gott warum ich? Gott wieso jetzt? Ich habe dir vertraut, und was habe ich jetzt davon? Dabei ist ein grosser Unterschied das Leid vor Gott zu klagen, wie dies die Psalmisten uns vorgelebt haben, oder aber zu murren und Gott Vorwürfe zu machen. Das wird uns nicht weiterbringen. Paulus schreibt aus dem Gefängnis (!!) was wir stattdessen tun sollen: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ (Epheser 5, 19-20). Paulus ermutigt uns, uns immer wieder neu auf das Ziel auszurichten. Murren aber verhärtet unsere Herzen und wir bleiben auf der Strecke.
Neu ausrichten
Lauft so, dass ihr gewinnt“, schreibt Paulus. Wie bist du heute unterwegs? Wie ist dein Lauf im Moment? Hast du das Ziel noch vor Augen? Vermutlich haben wir alle irgendwo zu kämpfen. Aber lass uns dort nicht stehenbleiben, sondern gerade in diesen Kämpfen unsere Augen (wieder) auf Jesus ausrichten, von dem unser Glauben vom Anfang bis zum Ende abhängt. Wir alle brauchen immer wieder seine Hilfe, seine Vergebung und Heilung auf unserem Lauf.
Du kannst es schaffen…
Gott steht treu zu euch. Er wird auch weiterhin nicht zulassen, dass die Versuchung größer ist, als ihr es ertragen könnt. (1. Korinther 10, 13). Die Bibel ermutigt uns, wir können es alle schaffen! Wir sind alle dafür geschaffen, Zielüberquerer zu sein. Himmlische Medaillengewinner. Und der Abschnitt endet mit einer Verheissung: „Wenn euer Glaube auf die Probe gestellt wird, schafft Gott auch die Möglichkeit, sie zu bestehen.“ (:14) Gott verspricht, es ist möglich siegreich zu sein. Siegreich in diesen vier Punkten. Aber auch siegreich, wenn wir einmal glauben, dass wir nicht mehr weiterkönnen. Dann ist Gott da und wird eine Möglichkeit schaffen, um weiterzugehen.
…weil dein Vater bei dir ist.
Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona riss sich Redmond Derek im 400-Meter-Halbfinale die Achillessehne. Er gab aber seinen Lauf nicht auf. Er setzte das Rennen hinkend fort und schaffte es mit Unterstützung seines Vaters, das Rennen zu beenden. Verletzt, weinend und als Letzter. Aber trotzdem als Gewinner! Die 65`000 Menschen im Stadion gaben ihm ein Standing Ovationen und dieser Moment ging in die Geschichte ein.
Wir sind Gewinner, wenn wir an Gott festhalten bis zum Ziel. Und unser himmlischer Vater wird auch uns stützen und mit uns den Glaubenslauf beenden.
Amen