«Wir hören auf eine Predigt von Paulus»
Serie: | Bibeltext: Apostelgeschichte 17, 22–31
Liebe Gemeinde
In der Apostelgeschichte finden wir verschiedene Predigten von Petrus und Paulus. Wir haben heute eine Predigt von Paulus gehört. In dieser Predigt geht es um die Frage nach Gott. Es gibt Menschen, die behaupten, es gibt keinen Gott. Paulus antwortet darauf: «Dann lasst uns essen und trinken, denn vielleicht sind wir schon morgen tot». Viele Menschen meinen, sie können ohne Gott leben. Aber was ist unser Leben ohne Gott wert?
Verschiedene Irrwege wollen Gott als unwichtig hinstellen
Du kannst Gott in der Natur finden. Geh in den Wald statt in den Gottesdienst. Suche Gott in tiefen Begegnungen mit Menschen, statt in den Worten der Bibel. Andere meinen mit ihrem Verstand Gott und die Wahrheit in den Griff zu bekommen. Das Geheimnis Gottes kann weder durch die Natur noch durch reine Denkprozesse erfasst werden.
Nur wer die alten Bilder und Texte der Bibel ernst nimmt, entdeckt das Geheimnis Gottes. Die Bibel gibt uns viele Hinweise über das Wesen Gottes. Und sie berichtet, wie wir nach Gottes Bild geschaffen wurden. In der Bibel sehen wir, wie Gott mit uns Menschen redet und dass er in einer Beziehung zu uns sein will. Wir können durch die Bibel viel über Gott lernen und verstehen. Die Bibel ist enorm wichtig für unser Leben.
Gott kann ganz weit weg von uns sein
Zuerst macht Paulus in seiner Predigt deutlich, dass der lebendige Gott ganz weit weg von uns sein kann. «Gott wohnt nicht in Tempeln, die Menschen mit Händen gemacht haben. Er wohnt im Himmel». Wir kennen alle Zeiten, in denen wir den Eindruck haben, Gott sei weit weg von uns. Wenn zum Beispiel ein Ehepaar ein Kind verliert. Oder wenn wir hören wie Menschen ungerecht behandelt werden. Im Mitteilungsblatt vom Missionswerk Licht im Osten lesen wir: «Vor über 20 Jahren wurde ein junger Christ in der Ukraine für eine Tat verurteilt, die er nie begangen hat. Seither sitzt er unschuldig im Gefängnis». Wie weit weg von Gott muss ein Mensch sich in dieser schrecklichen Situation fühlen. Dieser Mann heisst Yaroslav und er erzählt, wie er damit umgegangen ist: «Bis zum Tag meiner Verurteilung vertraute und glaubte ich, dass mein himmlischer Vater mich vor der Gerichtswillkür beschützen würde. Doch danach verhielt ich mich wie ein beleidigtes Kind und machte Gott Vorwürfe. Ich konnte drei Monate lang weder Bibel lesen noch beten. Ich verstand einfach nicht, wieso Gott in dieser Situation nicht eingriff». Auch in unserem Leben können Zweifel aufkommen, ob Gott überhaupt auf unser Leben schaut.
Gott will, dass wir ihn suchen
Paulus macht in seiner Predigt in Athen als Zweites deutlich, dass der lebendige Gott vor uns steht. Es ist lächerlich, wenn wir meinen, ihn mit modernen Raketen im Weltall zu finden. Gott wohnt im Himmel. Und er kann zu uns kommen. Gott kommt uns da nahe, wo wir uns ihm im Gottesdienst und beim Bibellesen öffnen. Gott hat uns Menschen dazu geschaffen, ihn zu suchen. Ein Mensch ist dann lebendig, wenn er Gott von ganzem Herzen sucht.
Das Wichtigste aber ist, dass wir Gott finden. Wenn man Gott noch nicht gefunden hat, soll man ihn suchen. Zum Menschsein gehört die Aufgabe, Gott zu suchen. Wie können wir Gott suchen? Das kann schwierig sein, wenn wir verzweifelt auf Antworten warten müssen. Wenn wir ehrlich sind, erkennen wir, dass wir Gott auf menschliche Weise nicht finden. Immer wieder sind wir verunsichert in unserem Menschsein.
Darum ermutigt uns Paulus, indem er sagt: Dieser ferne Gott ist uns sehr nahe. Paulus redet hier von der Nähe Gottes, die alle Voraussetzungen für unser Menschsein beinhaltet. «In ihm leben und weben und sind wir». Wenn ich meinen Finger bewegen kann, dann ist er gesund. Die Bibel sagt, wir können uns bewegen, weil Gott diese Bewegung geschaffen hat. Die Voraussetzung für alles Leben ist Gott. Durch ihn haben wir alles Voraussetzungen für das, was wir sind. Darum ist es so entscheidend, dass wir uns Gott unserem Schöpfer im Gebet öffnen.
Weil Gott Brücken zu uns baut, können wir ihn verstehen
Paulus sagt, dass wir von Gott abstammen (göttliches Geschlecht). Gott gibt uns nicht den Auftrag, die Welt und die Beziehungen mit unseren Ansprüchen kaputt zu machen. Er will, dass wir als grosse Familie in dieser Welt zusammenstehen. Von Anfang an ist das Gottes Ziel mit uns Menschen. Was ist das für ein Segen, wenn Menschen füreinander da sind. Wir sollen alles dafür tun, dass unsere Gemeinschaften gesund sind. Längerfristig hilft uns dabei nur die Beziehung zu unserem Schöpfer und Erlöser weiter. Mitten in der Ego Kultur lernen wir dadurch den Andern höher zu achten als sich selbst. Denn Jesu Gnade überwindet unser Leistungsdenken.
Als Vater, Pastor und Chef bin ich nur glaubwürdig, wenn ich anderen Anerkennung, Rücksicht, Wohlwollen, Interesse und Freundschaft vorlebe. Zum ersten Menschen sagte Gott: Du sollt ein Abbild sein von mir. Leider zeigt die Geschichte bei vielen Menschen eine tragische, statt eine heilige Entwicklung auf. Darum baute Gott durch Jesus Christus eine Brücke zu uns Menschen auf. Durch ihn können wir mitten in dieser Welt den Sinn des Lebens finden. Denn der ferne Gott ist uns durch Jesus Christus ganz nahe. Er ist uns nahe durch seine Vergebung, seine Kraft und durch seine Worte. In seiner Näher erfahren wir das Geschenk seines Friedens.
Es reicht nicht, wenn wir uns damit begnügen, die Bestätigung von anderen zu suchen. Was gibt uns Halt, wenn wir diese Bestätigung nicht erhalten oder durch notvolle Zeiten gehen? Jesus sagt uns: «Ich weiss, woher ich komme, und wohin ich gehe» (Joh 8). Auch wir können durch die Beziehung mit Jesus von uns sagen: «Ich weiss, woher ich komme und wohin ich gehe». Dadurch ist die Gottesfrage in meinem Leben geklärt. Und ich weiss, an wen ich mich im Leben halten kann.
Alles hängt in unserem Leben davon ab, dass der lebendige Gott uns Menschen ganz nahe ist. Gott baut immer wieder Brücken, aus der Ewigkeit in unsere Zeit. Der Geist Gottes hilft uns auch heute, aus dem was wir nicht verstehen, in das hineinzufinden, was wir verstehen können. In diesem Sinn können wir ihm nahe sein. Jesus Christus hilft uns aus den inneren Zwängen in die Freiheit zu finden. Paulus sagt in 2. Kor 5,17: «Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden». Wo lebe ich noch unter Zwängen, die mich gefangen halten? Niemand muss diesen Mächten ausgeliefert bleiben, weil Christus diese Mächte besiegt hat – Amen.
Lukas Rutschmann