Welche Prägungen bestimmen unser Leben?
Serie: | Bibeltext: Epheser 4,7.11-16
Liebe Gemeinde
Was hält die Gemeinde Jesu zusammen? Was hilft uns, im Glauben an Christus zu wachsen? Christus ist dafür gestorben, damit seine Nachfolger die Gottes- und Nächstenliebe ernstnehmen. Darum fragen wir uns heute: Welche Grundlagen und Prägungen helfen uns, Christus ähnlicher zu werden? Dazu lese ich uns den Bibeltext aus dem Epheserbrief 4, 7.11-16
Jedem Einzelnen von uns hat Christus einen Anteil an den Gaben gegeben, die er in seiner Gnade schenkt; jedem hat er ein bestimmtes Mass zugeteilt.
Er ist es nun auch, der der Gemeinde Gaben geschenkt hat: Er hat ihr die Apostel gegeben, die Propheten, die Evangelisten, die Hirten und Lehrer. Sie haben die Aufgabe, diejenigen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, für ihren Dienst auszurüsten, damit die Gemeinde, der Leib von Christus, aufgebaut wird. Das soll dazu führen, dass wir alle in unserem Glauben und in unserer Kenntnis von Gottes Sohn zur vollen Einheit gelangen und dass wie eine Reife erreichen, deren Maßstab Christus selbst ist in seiner ganzen Fülle.
Denn wir sollen keine unmündigen Kinder mehr sein; wir dürfen uns nicht mehr durch jede beliebige Lehre vom Kurs abbringen lassen wie ein Schiff, das von Wind und Wellen hin und her geworfen wird, und dürfen nicht mehr auf die Täuschungsmanöver betrügerischer Menschen hereinfallen, die uns mit ihrem falschen Spiel in die Irre führen wollen. Stattdessen sollen wir in einem Geist der Liebe an der Wahrheit festhalten, damit wir im Glauben wachsen und in jeder Hinsicht mehr und mehr dem ähnlich werden, der das Haupt ist, Christus. Ihm verdankt der Leib sein gesamtes Wachstum. Mit Hilfe all der verschiedenen Gelenke ist er zusammengefügt, durch sie wird er zusammengehalten und gestützt, und jeder einzelne Körperteil leistet seinen Beitrag entsprechend der ihm zugewiesenen Aufgabe. So wächst der Leib heran und wird durch die Liebe aufgebaut.
1. Wie werden wir im Glauben reif und wachsen zu Christus hin?
Wie können wir als Christen im Glauben reifen? Unser Bibeltext zeigt auf, dass es dabei nicht nur um mich und meine Reife geht, sondern um die Reife von der ganzen Gemeinde. Geistliche Reife schliesst andere nicht aus, sondern integriert sie. Beim reifen christlichen Glauben geht es darum, dass Christen ein Leib werden. Im Glauben reif werden und zu Christus hin wachsen meint immer die Gemeinde als Ganzes.
Jesus ruft uns bei unserem Namen, damit wir ihm folgen und bei ihm in die Schule des Glaubens gehen. Ein Leben aus der Taufe zeigt sich daran, dass unser Leben Jesus gehört. Wir sind auf Jesu Tod getauft worden. Paulus sagt in Römer 6,4: «Wir wurden also mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit, wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten aufweckt worden ist, auch wir in der Wirklichkeit eines neuen Lebens unseren Weg gehen». Wir können unseren Weg miteinander in der Nachfolge Jesu gehen.
Wir leben alle davon, dass Christus uns befreit hat aus der Macht der Sünde, die die Liebe zu Gott und zu den Nächsten verhindert. Wenn die Bibel von Sünde redet, mutet sie uns zu, auch die dunklen Seiten unseres Lebens wahrzunehmen. Jeder wahre Christ lebt von Jesu Vergebung. Niemand liebt Gott von ganzem Herzen und seinen Nächsten wie sich selbst (vgl. Mt. 22,37-39). Wo verhalte ich mich lieblos, eigennützig und ungerecht im privaten oder im öffentlichen Leben? Welche Prägungen stecken dahinter? Was darf ich heute erkennen und Jesus bekennen? Bei Jesus finden wir immer wieder Erlösung und Freiheit von der Macht der Sünde. Wahre Christen überprüfen darum immer wieder ihre Prägungen, weil Jesus für sie das wahre Vorbild und die wahre Autorität im Leben ist. Christen haben das gemeinsame Ziel, Jesus ähnlicher zu werden.
Diese Freiheit durch Christus ist nötig, damit wir danach fragen, was Jesus mit unserem Leben vorhat? Was will er durch seine Gaben in unserem Leben bewirken? Jesus wird verherrlicht, wenn seine Gaben auch anderen Menschen zur Lebenshilfe werden!
C.S. Lewis schreibt dazu:
„In jedem meiner Freunde steckt etwas, was nur irgendein anderer Freund voll zur Geltung bringen kann. Ich allein bin nicht umfassend genug, um den ganzen Mann in Bewegung zu setzen. Ich brauche noch andere Lichter als nur mein eigenes, damit alle seine Facetten aufleuchten“. (C.S. Lewis: Was man Liebe nennt, Giessen 2004, S. 68.)
Jeder einzelne Christ ist eine reiche Persönlichkeit. Wir brauchen einander, damit dieser Reichtum zur Bereicherung für alle wird. Wir reifen und wachsen zu Christus hin, indem wir einander mit den von Christus geschenkten Gaben dienen. Alle sind wichtig, mit ihren von Gott gegebenen Möglichkeiten ihren Teil beizutragen.
2. Welche Prägungen bestimmen unser Leben?
Im Bibeltext sehen wir, dass es in der christlichen Gemeinde um die Einheit des Glaubens und um die Erkenntnis von Christus geht. Wir dürfen im Einklang mit Gottes Weisheit leben! Wollen wir Gottes Weisheit annehmen und uns darauf ausrichten? In der Stille vor Gott und seinem Wort verändert sich unser Leben. Wir lernen Prägungen zu hinterfragen, die uns und andere überfordern. Wir erkennen, dass wir und unsere Mitmenschen Grenzen haben und Sünder sind.
Geistliche Reife zeigt sich daran, dass wir die Fülle im Leben bei Christus suchen und nicht in der Selbstverwirklichung. Der wahre Reichtum in unserem Leben, wird uns von Christus geschenkt. Diese Erkenntnis hilft uns andere zu verstehen und ihnen ihr Fehlverhalten zu vergeben. Das alles ist möglich, weil der Glaube an Jesus Christus uns von Gott gemacht ist, damit wir weise werden (1Kor.1,30). Nun gab und gibt es immer wieder verschiedene Strömungen in den christlichen Gemeinden. Für Paulus ist es darum wichtig, dass die Gemeinde fest wird in den grundlegenden Glaubensfragen. Er schreibt im selben Kapitel (V 4-6): „...seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: „ein“ Leib und „ein“ Geist, wie ihr auch berufen seid zu „einer“ Hoffnung eurer Berufung; „ein“ Herr, „ein“ Glaube, „eine“ Taufe; „ein“ Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“
Die Einheit des Glaubens und der Erkenntnis bedeutet nicht, dass es verschiedenen Fragen nur noch eine Meinung gibt. Es geht um das Festwerden in den zentralen Fragen des christlichen Glaubens. Das gelingt nur da, wo wir gemeinsam das Verständnis der Biblischen Botschaft uns aneignen. Christen werden durch Jesu Botschaft geistlich mündig. Dazu gehört, dass wir über unser Leben nachdenken. Kann ich über mich selber lachen? Kann ich beim Nachdenken falsche Prägungen loslassen und mit Jesu Hilfe über meinen Schatten springen – neue Gedanken aufnehmen und neue Schritte gehen? Man merkt es Menschen an, ob sie sich selbst gut kennen und mit eigenen Schwächen ehrlich umgehen. Sie nehmen sich selbst nicht zu wichtig, sondern suchen die Einschätzung und Ergänzung von Anderen.
3. Wahrhaftig leben in der Liebe
Wachstum und Reife gibt es nicht ohne Arbeit. Wahrhaftig sein in der Liebe ist anstrengend. Wir brauchen die Bereitschaft zur Veränderung, wenn wir uns auf die Botschaft von Jesus einlassen. Ohne diese Bereitschaft gibt es kein geistliches Wachstum. Wahrhaftig leben in der Liebe bedeutet, uns gegenseitig zu helfen und ehrlich mit uns selbst zu werden. Wir sagen uns auch unangenehme Wahrheiten – aber in Liebe, weil der andere uns wertvoll ist. Es gehört zum geistlichen Leben dazu, uns immer wieder verändern zu wollen. Die Erkenntnis der Wahrheit, wollen wir nicht immer wahrhaben. Als Gemeinde müssen wir darum ehrlich und geduldig miteinander umgehen. Wir sind aber entschlossen, Veränderungen anzunehmen, die uns klar werden.
Reife Christen unterstützen sich gegenseitig, um Christus ähnlicher zu werden. Der Heilige Geist leitet uns immer wieder an, füreinander da zu sein. Er hilft uns das neue und befreite Leben, das wir bei Christus gefunden haben, anderen weiterzugeben: Wir lesen miteinander die Bibel, beten füreinander, teilen die Freude des erlösten Lebens miteinander und tragen gemeinsam die Lasten. Auf diesem Weg prägt uns die Liebe Jesu und lässt uns geistlich reifen.
Amen.