Unser Potential in Christus
Serie: Epheserbrief | Bibeltext: Epheser 1,15-23
Ephesus war zur Zeit von Paulus ein Zentrum der Macht. Einerseits im politischen Sinne. Gesellschaftlich gesehen war die Stadt mächtig und sie war auf gutem Wege noch mächtiger zu werden. Die römischen Kaiser waren sehr interessiert daran, Orte aufzubauen und zu erhalten, wo ihre Herrschaft gefeiert und gefestigt wurde.
Aber auch im religiösen Sinn war Ephesus mächtig. Alle möglichen Religionen und die verschiedensten Kulte blühten in der Stadt auf. Viele dieser Kulte würden wir heute als Magie bezeichnen. Sie versprachen Macht, um in der Welt etwas geschehen zu lassen, um Menschen und Ereignisse zu beeinflussen, um Reichtum oder Gesundheit oder Einfluss für sich selbst zu bekommen oder den Niedergang seiner Feinde zu erreichen. Die Welt der Menschen in Ephesus war also von Mächten und Gewalten geprägt.
Das greift Paulus auf. Doch für ihn ist die grösste Macht, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat! Dazu werden wir am Schluss noch kommen.
Der Dank
Zunächst einmal geht es weiter mit dem Thema Gebet. Nach dem Lobpreis vom ersten Teil des Kapitels geht es nun ums Danken. Paulus dankt Gott für seine Mitchristen oder wir könnten auch sagen, er dankt Gott für die Kirche. Er hat gehört von ihrem Glauben an Jesus von der Liebe, die sie zueinander haben. Und deshalb dankt er Gott.
Wie wäre es, wenn wir vermehrt Gott danken würden für unsere Gemeinde und für die Menschen die dazu gehören? Wir können Gott dafür danken, dass wir alle uns von ihm prägen lassen wollen.
Stell dir mal vor, statt über andere Christen zu lästern oder zu tratschen würden alle Christen auf dieser Welt Gott füreinander danken und so einander ermutigen. Was könnte da alles daraus werden!
Die Bitte
Auf den Dank folgt dann die Fürbitte. Paulus bittet Gott, dass die Christen immer tiefer verstehen, wer Gott ist. Dass sie Gott immer besser kennenlernen.
Die letzten zwei Tage fand die Viva Kirchen Konferenz statt. Sie stand unter dem Thema «Heiligkeit – Wie Gottes Schönheit und Unverfügbarkeit seine Kirche verändert». Der Hauptreferent, Johannes Hartl, hat sehr eindrücklich dargelegt, wie das Bild, das wir von Gott haben, uns persönlich aber auch unsere Kirchen prägen. Was bedeutet es für uns und unseren Alltag, dass Gott heilig ist? Was bedeutet es, dass er schön ist? Oder dass er verschwenderisch ist und dass Gott glücklich ist?
Ich kann und will hier nicht auf die Schnelle zusammenfassen, was der Referent in zwei Tagen über mehrere Stunden entfaltet hat. Aber mir wurde einmal mehr bewusst, wie wichtig es für meinen Glauben ist, dass ich mich damit auseinandersetze, wie Gott ist. Auch gerade weil Gott so viel grösser ist, als ich es verstehen kann. Auch weil Gott nicht verfügbar ist und sich nicht von mir in die «Box» meines Gehirns einsperren lässt. Gerade deshalb ist es wichtig sich damit auseinanderzusetzen, wie und wer Gott ist. Oder wie Paulus es sagt: Dass er darum bittet, dass der Vater der Herrlichkeit, uns den Geist der Weisheit und der Offenbarung gebe, um ihn zu erkennen!
Im weiteren bittet Paulus darum, dass Gott uns «erleuchtete Augen des Herzens gebe». Erleuchtet oder leuchtend ist das Gegenteil von stumpf, matt oder blind. Paulus bittet für uns also um sehende oder man kann auch einfach sagen offene Augen. Aber eben Augen des Herzens. Es gibt dieses bekannte Zitat von Antoine de Saint-Exupéry: «Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.» Das war offensichtlich schon Paulus klar, wenn er uns offene Augen des Herzens wünscht. Denn das, was Gott uns verheisst, das können wir jetzt nicht mit unseren Augen sehen. Wir können es mit Hilfe des Heiligen Geistes aber in unseren Herzen erkennen.
Das Geschenk an die Kirche
Das was wir nach Paulus erkennen sollen, das ist ein dreifaches Geschenk Gottes an die Menschen, die an ihn glauben.
Die Hoffnung
Als erstes nennt Paulus die Hoffnung: «... damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.» Ich erlebe Christen, die vor allem von Angst geprägt sind. Angst vor dem, was alles auf uns zukommt. Angst vor den Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Angst auch vor dem, was laut der Bibel auf die Menschheit zukommt. Oder Angst vor einem strafenden Gott. Angst davor, vor Gott nicht zu genügen. Das ist verständlich. Auch Jesus sagt: «In der Welt habt ihr Angst.» Joh 16,33. Doch das ist nicht, wozu wir berufen sind. Und so sagt auch Jesus weiter: «Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Seid getrost oder habt Mut, fürchtet euch nicht, habt Hoffnung! Das ist wozu wir berufen sind. Und den Grund dieser Hoffnung den erkennen wir dann, wenn wir uns damit beschäftigen, wer Gott ist, wer Jesus ist, wer der Heilige Geist ist, wie sie sind und was sie für Pläne mit uns haben!
Die Gesellschaft sagt heute oft, dass die Kirche etwas von gestern ist, dass sie bedeutungslos geworden ist. Glauben wir das? Ich fürchte, dass wir es vielleicht viel zu oft selber glauben. Aber wenn Christus in der Gemeinde ist, dann ist da Hoffnung. Und diese Hoffnung ist relevant für die ganze Welt! Niemand anders kann diese Hoffnung weitergeben, als die Kirche!
Das Erbe
Das zweite Geschenk, das Paulus nennt, ist das Erbe. Darauf ist er ja im ersten Teil des Kapitels schon eingegangen. Wir dürfen erkennen, «wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist.» Vielleicht ist der Begriff der Herrlichkeit manchmal etwas abstrakt. Das griechische und das hebräische Wort, auf das «Herrlichkeit» hier zurück geht, das meint in Bezug auf Gott seine Ausstrahlung, das was von ihm ausgeht. Und man kann es durchaus auch mit Schönheit übersetzen. Das heisst also, sei dir bewusst, wie reich die Schönheit des Erbes ist, dass Gott für alle bereit hält, die Jesus Christus nachfolgen.
Die Auferstehungskraft
Ich habe es anfangs schon angetönt: Für Paulus ist die grösste Macht, die grösste Kraft, welche es nicht nur in Ephesus, sondern im ganzen Universum gibt, die Kraft mit der Gott, der Vater, seien Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt hat.
«... mit was für einer überwältigend großen Kraft er unter uns, den Glaubenden, am Werk ist. Es ist dieselbe gewaltige Stärke, mit der er am Werk war, als er Christus von den Toten auferweckte und ihm in der himmlischen Welt den Ehrenplatz an seiner rechten Seite gab. Damit steht Christus jetzt hoch über allen Mächten und Gewalten, hoch über allem, was Autorität besitzt und Einfluss ausübt; er herrscht über alles, was Rang und Namen hat – nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Ja, Gott hat ihm alles unter die Füße gelegt, und er hat ihn, den Herrscher über das ganze Universum, zum Haupt der Gemeinde gemacht.» Epheser 1,19-22 (NGÜ)
Gott hat Jesus vom Tod erweckt. Das ist etwas, was es so noch nie gab! Zwar gab es schon im Alten Testament einzelne Tote, die nochmals lebendig wurden und auch Jesus selber hat Tote nochmal lebendig gemacht. Aber die sind alle später wieder gestorben. Und keiner von denen war brutal hingerichtet worden mit all den dazugehörigen Folgen.
Die Macht unseres Gottes erweist sich als allen anderen Mächten (egal ob politisch oder religiös) weit überlegen! Gott, der Vater, hat seinen Sohn Jesus den Platz zu seiner Rechten gegeben. Das ist der höchste Ehrenplatz. Dort sitzt am Königshof der Bevollmächtigte, dem alle Macht und alle Gewalten untergeben sind.
Und dieser mächtige Herrscher ist vom Vater auch zum Haupt der Gemeinde gemacht worden. Und dort wo das auch so gelebt wird, wo Jesus das Haupt der Kirche ist, in dem Sinne, dass sich auch die Menschen in der Kirche dessen bewusst sind, dort ist die Kirche die Hoffnung für die Welt!
Paulus möchte, dass sich die Christen bewusst sind, dass die selbe gewaltige Macht, die Jesus vom Tod erlöst hat, ja die den Tod absolut besiegt hat, dass diese Macht auch in ihrem Leben, in ihrem Alltag am Werk ist. Gott gibt uns einen Auftrag und er fordert uns heraus, so heilig zu leben, wie er selber heilig ist. Dazu werden wir im Epheserbrief noch kommen!
Doch fürs erste möchte Paulus, dass wir Christen uns bewusst sind, dass all das was da noch kommt, möglich ist, weil in uns die selbe gewaltige Kraft wirkt, mit der er Jesus von den Toten auferweckt hat. Glaubst du das? Dass in dir diese Kraft Gottes am wirken ist? Falls du das (noch) nicht glaubst, dann rate ich dir unbedingt, diese Worte von Paulus gründlich zu studieren, darüber nachzusinnen und zu Herzen zu nehmen. Weil wenn du das nicht glaubst, dann wird alles, was noch kommt an Auftrag von Gott und an Aufforderungen zu einem heiligen Leben, dich masslos überfordern!
Amen.