Reich gemacht durch Jesus Christus

Datum: Sunday, 5. March 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Epheser 1,1-14

Wir starten heute in eine Serie über den Epheserbrief. Dabei geht es um Kapitel 1, die Verse 1-14.

Der Epheserbrief beginnt, wie die meisten altorientalischen Briefe, mit dem Absender: «Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes.» Darauf folgt der Empfänger: «An die Heiligen in Ephesus». Wenn Paulus an «die Heiligen» schreibt, dann sagt er gleich, was er damit meint: «die an Christus Jesus glauben». Ein Heiliger nach der Definition von Paulus bzw. nach der Bibel ist jemand, der zu Gott gehört, weil er Jesus Christus nachfolgt. Fühlst du dich als Heiliger, als Heilige? Falls nicht, dann kann ich dich beruhigen: Es hängt nicht davon ab, was du getan hast oder tust, sondern entscheidend ist alleine, dass du in Jesus Christus lebst.

Lobpreis

Die einleitenden Verse 3-14 sind ein grosser Lobpreis dessen, was Gott getan hat. In diesem Lobpreis verwendet Paulus oft die Formulierung «in Christus». Wenn man die Verkürzung «in ihm», «durch ihn» und die Umschreibung «in dem Geliebten» mitzählt, dann schreibt Paulus in diesen zwölf Versen ganze elf mal «in Christus».
Er beschreibt also die anfangs angesprochenen Heiligen als Menschen, die in Christus sind. Damit wird etwas ganz inniges ausgedrückt, eine unglaubliche Nähe: «in Christus»! Das ist ein Beziehungsbegriff: Verbunden sein mit Jesus. Ganz ähnlich hat es Jesus selber im Johannesevangelium in dem Bild vom Weinstock gesagt: «Bleibt in mir und ich in euch» (Joh 15,4). Diese Verbindung mit Jesus ist für uns als Christen existenziell. Und sie ist etwas organisches, wie es eben auch dieses Bild von Jesus mit dem Weinstock und den Reben ausdrückt.

Ich habe hier diesen Sessel. Dieser Sessel ist für mich ein Bild für das «in Christus» sein. Im Büro setze ich mich gerne in so einen Sessel. Oder auch am Abend, wenn ich nach Hause komme, dann setze ich mich gerne auf unser Sofa. Vielleicht hast du zuhause auch irgend einen bequemen Sessel, in den du dich sinken lassen kannst. Ich bin nun «im Sessel». Ich werde getragen vom Sessel. Ich kann loslassen und vertrauen, dass ich getragen werde. Ich kann ausruhen. Ich kann sein. Dieses Bild kann uns helfen zu verstehen, was es heisst, in Christus zu sein, was Gott uns schenken will. In Christus kann ich loslassen und vertrauen, dass er mich trägt. In ihm bin ich reich beschenkt.
Natürlich hinkt dieses Bild auch! Aus diesem Sessel kann ich wieder aufstehen und davon laufen und der Sessel bleibt einfach stehen. Jesus dagegen ist nicht statisch, sondern kommt mit mir mit, wohin ich auch immer gehe. Seine tragende Gegenwart kann ich überall erleben, auch wenn ich unterwegs bin.
Doch der Sessel bringt es gut zum Ausdruck. Bei Jesus kann ich mich zuerst einfach mal hinsetzen und zur Ruhe kommen. Ich muss mich nicht abstrampeln, um mir etwas bei Gott verdienen zu wollen. Ich kann all meine Bemühungen, ihm gefallen zu wollen einfach loslassen. Bei ihm darf ich feiern, was ich in Jesus habe. Bei ihm bin ich zuerst einfach mal beschenkt. Bei ihm darf ich diesen Platz einnehmen, den er mir zukommen lässt und einfach mal sein. Erst aus diesem Stand heraus, den ich in Jesus habe, kann und soll ich dann auch handeln. Erst aus dem Wissen, dass ich reich beschenkt bin, kann ich dann auch andere beschenken.

Identität: In Christus sind wir …

Ich möchte nun auf einige dieser Punkte eingehen, die Paulus nenne, die unsere Identität in Christus ausmachen.

… gesegnet

Paulus beginnt damit, dass wir in Christus gesegnet sind mit allem geistlichen Segen im Himmel. Das heisst, im Himmel ist schon jeder geistliche Segen für uns bereit. Doch wir haben schon heute einen Anteil an diesem Segen – und werden einst den ganzen himmlischen Segen erhalten.

… auserwählt

Gott hat uns in Christus, also im König, erwählt und zwar schon bevor die Welt geschaffen wurde. Gott hatte dich also schon im Blick, bevor überhaupt irgend jemand einen ersten Atemzug getan hatte. Aber wie kann das sein, dass Gott manche auserwählt hat und andere nicht. Wie geht das zusammen mit unserem freien Willen? Das ist eine herausfordernde und schwierige Frage, über die schon viele Theologen gestritten haben. Aber zum einen sollten wir bedenken, dass alles, was wir in Christus haben, ein Geschenk von Gottes Gnade ist. Im Kapitel 2, Vers 5 erklärt Paulus, dass wir geistlich gesehen «tot» waren und deshalb «lebendig gemacht» werden mussten. Wir können nicht das geringste tun, um uns selber zu retten. Die Rettung, die wir brauchen kommt von Gott – und genau das feiert dieser erste Abschnitt im Epheserbrief.
Zum anderen sollten wir bedenken, dass unsere Rettung durch Christus ein entscheidender Schritt war, aber eben nur ein Schritt, auf dem Weg zur Umsetzung des grösseren Planes von Gott. Dieser grössere Plan, der sogenannte Heilsplan umfasst die ganze Schöpfung, das ganze Universum! Dass er uns erwählt und berufen hat, das ist Teil dieser grösseren Absicht. Und es ist entscheidend, dass wir nicht einfach um unseretwillen erwählt wurden, sondern für das, was Gott durch uns vollbringen möchte.

… heilig und tadellos

Das könnte uns nun in Stress versetzen! Da fühlen wir uns möglicherweise gerade disqualifiziert. Schliesslich sind wir doch nicht perfekt! Doch es geht nicht darum. Paulus beschreibt hier einen Zustand, in dem Gott uns sieht, wenn wir in Christus sind. Wenn Gott dich anschaut, dann sieht er dich so, heilig und tadellos. Er sieht dich, aber er sieht was Christus aus dir gemacht hat, in welchen Stand dich Christus versetzt hat. Wenn du in Christus bist, dann bist du von Christus umgeben!

… vorherbestimmt zur Kindschaft

Durch Jesus kommen wir in eine einzigartige Beziehung zum Vater. Wir sind adoptiert worden. Deshalb dürfen wir rechtlich gesehen den Stand von Töchtern und Söhnen Gottes einnehmen! Oder wie es im Johannesevangelium heisst:

«So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.» Johannes 1,12 (ELB85)

Wer Gast ist in einem fremden Haus, der weiss, dass alles in diesem Haus nicht ihm gehört. Aber wir sind bei Gott nicht einfach zu Gast, wir sind bei ihm zuhause, in seinem Vaterhaus. Das gibt uns das Recht, dass alles was dem Vater gehört auch uns gehört. Wir dürfen aus der Fülle der Gnade Gottes empfangen. Er hat ganz viel für dich bereit, denn du bist sein Kind.

… begnadigt

Begnadigt bedeutet, dass Jesus alle Konsequenzen unserer Verfehlungen auf sich genommen hat. Wir sind freigesprochen in Christus!

… erlöst

In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut. Erlösung ist ein Begriff aus der Sklaverei: Ein Sklave kann nur frei kommen, wenn er sich selber oder jemand anders ihn freikauft, eine «Ablöse» bezahlt. Durch Christus sind wir erlöst, weil er den Preis bezahlt hat für unsere Erlösung – und das hat ihn alles gekostet. Die Vergebung unserer Sünden, das ist die wahre Erlösung! Sir sind nicht länger geknechtet durch die Sünde! Was für ein Geschenk!

… Empfänger des Planes Gottes in Christus

Gott hat einen Plan, den er schon vor der Schöpfung der Welt gefasst hat. Und diesen Plan hat er uns in Jesus Christus wissen lassen. Dieser Plan beinhaltet das Ziel, dass am Ende dieser Zeit Himmel und Erde zusammen kommen, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird und so alles zusammenfasst.

… Erben

Als Söhne und Töchter Gottes sind wir auch seine Erben. Er hat uns ein gewaltiges Erbe verheissen und zwar die komplette erneuerte Erde und der erneuerte Himmel.

… versiegelt mit dem Heiligen Geist

Die Anzahlung auf dieses Erbe ist der Heilige Geist. Eine Anzahlung ist auch eine Sicherheit, dass noch viel mehr kommt! Gott hat noch viel mehr für uns bereit! Wir sind enorm beschenkt! Und diese Geschenke sind da, damit wir sie geniessen dürfen! Du darfst dich ganz bewusst in diesen Stand «in Christus» hinein setzen! Mach dir bewusst, was dir geschenkt ist in Jesus Christus! Und mach dir bewusst, wer du bist in Jesus Christus!

«in Christus» ganz praktisch

Wenn dir nun bewusst geworden ist, dass du noch nicht in Christus bist, dann habe ich eine gute Nachricht für dich: Das alles ist nur ein Gebet weit entfernt. Du kannst einfach Gott in dein Leben einladen.
Ausserdem möchte ich dich ermutigen, in der Bibel immer wieder nachzulesen, was uns Gott dazu sagt, was schon ist (nicht nur was sein sollte oder sein wird). Wer oder was bin ich schon in Christus? Ich lade dich ein, setzt dich doch in der kommenden Woche einmal (oder vielleicht auch täglich) bewusst in einen Sessel und lies diese ersten 14 Verse des Epheserbriefes nochmals durch. Und dann nimm dir diese Zusagen zu Herzen, präge sie dir gut ein, gerade auch in herausfordernden Zeiten!

Und dann kannst du dieses «in Christus sein» ganz bewusst fest machen. Eine Möglichkeit dazu ist die Taufe. Taufe bedeutet, dass du vor dieser Welt aber auch vor der unsichtbaren Welt ein klares Bekenntnis ablegst, dass du in Christus leben willst und es mit seiner Hilfe auch tust. Wenn du nicht getauft bist, dann möchte ich dir Mut machen, dir das unbedingt zu überlegen!

Amen.

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