Maria – Glaube als Lebensstil
Serie: 24x Weihnachten neu entdecken | Bibeltext: Lukas 1,30-35
Heute geht es um Maria. Ihre Lebensgeschichte beginnt vollkommen unscheinbar. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf und war noch sehr jung, als ihr Leben sich plötzlich komplett veränderte. Wir wissen nicht genau, wie alt sie damals war. Aber jüdische Mädchen heirateten damals in der Regel ungefähr im Alten von 14 Jahren. Maria ist wohl auch ungefähr so alt gewesen, als sie ein ganz besonderes Erlebnis hatte.
Durch ihr bemerkenswertes Vertrauen auf Gott und sein Versprechen, wurde die unbedeutende Magd, wie sie sich in Lukas 1,48a selbst bezeichnet, zur Mutter von Jesus und später zu einer weltweiten Berühmtheit, die in der Kirchen-, Kunst-, Musik-, und Literaturgeschichte einen unvergleichlichen Platz einnimmt. Wie kam es, dass Maria solch einen Bekanntheitsgrad erlangte, obwohl sie keine besonderen Voraussetzungen mitbrachte? Schauen wir uns die Geschichte mal näher an.
Alles begann damit, dass ein Engel unangekündigt auftauchte, wie wir das auch an anderen Stellen der Weihnachtsgeschichte lesen, und folgendes verkündigte:
Da erklärte ihr der Engel: «Hab keine Angst, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen sollst. Er wird gross sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Vaters David setzen. Er wird für immer über Israel herrschen, und sein Reich wird niemals untergehen!»
Maria fragte den Engel: «Aber wie kann ich ein Kind bekommen? Ich bin noch Jungfrau.» Der Engel antwortete: «Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Macht des Allerhöchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du gebären wirst, heilig und Sohn Gottes genannt werden.» Lukas 1,30-35 (NL)
Wow, was für eine Ankündigung! Ich könnte mir vorstellen, dass dieses 14-jährige Mädchen ganz schön verblüfft war, als sie das hörte! Übernatürlich einen Sohn bekommen, der dann ein grosser Herrscher werden wird …
Wir lesen das oft einfach so: «Ok, wenn du Engel das sagst, dann ist das so …» Ich kann mir vorstellen, dass ihr Herz und ihre Gedanken völlig verrückt gespielt haben und alles durcheinander gewühlt wurde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie Zweifel hatte: «Was, ich soll auserwählt werden, um für so eine grosse Aufgabe gebraucht zu werden?» Hier aber ihre Antwort
Maria antwortete: «Ich bin die Dienerin des Herrn und beuge mich seinem Willen. Möge alles, was du gesagt hast, wahr werden und mir geschehen.» Darauf verliess der Engel sie. Lukas 1,38 (NL)
Was für einen Glauben muss diese junge Frau gehabt haben, was für ein mutiges Herz, dass sie sich ganz auf dieses Vorhaben des Himmels einlässt. Maria ging mit dieser Entscheidung ein unglaubliches Risiko ein. Eine junge, unverheiratete Frau, die schwanger wurde, befand sich in dieser Zeit in einer katastrophalen Lage. Wenn ihr Verlobter Joseph sie jetzt verlassen und sie trotz Kind nicht heiraten würde, dann bliebe sie wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens unverheiratet. Sie müsste bei ihrem eigenen Vater bleiben. Würde ihr eigener Vater sie auch noch verstossen, so wäre sie gezwungen ganz alleine mit ihrem Kind zu leben und ihren Lebensunterhalt mit Betteln oder mit Prostitution zu bestreiten. Wenn sie dann noch sagen würde, dass sie durch den Heiligen Geist schwanger wurde, würden sie die Leute für völlig verrückt halten. Sie war also in einer wirklich herausfordernden Lage. Sie musste entscheiden: Lasse ich mich wirklich auf die Ankündigung des Engels ein oder nicht.
Maria tat es. Allen Umständen zum Trotz war sie bereit, Gott vollständig zu vertrauen. Und den Worten des Engels zu glauben, dass das so eintreffen wird, wie er es vorausgesagt hatte. Sie ging das Risiko ein, unter schwierigsten, menschlich gesehen, sogar unmöglichen Bedingungen, ein Kind auf die Welt zu bringen und damit Gottes Rettungsplan für die Menschen Wirklichkeit werden zu lassen.
Was können wir von Marias Geschichte lernen?
Maria war bei Gottes Vorhaben kein passives Objekt des ganzen Geschehens. Nein, sie entschied sich selbst, sich auf Gottes Pläne einzulassen. Sie kannte Gott und vertraute ihm. Sie wusste, dass Er Unmögliches möglich machen kann.
Gott zwingt uns seinen Segen, seine Pläne mit uns nicht auf. Wir dürfen selbst entscheiden, ob wir ein Teil seines Planes sein wollen oder nicht. Maria hätte sich gegen Gottes Plan entscheiden können. Dann hätte Gott sich mit Sicherheit jemand anderen gesucht, der seine Verheissung erfüllt.
Gott beruft Menschen. Und wir Menschen können uns weigern und diese Berufung nicht annehmen. Das müssen nicht immer die grossen Berufungsgeschichten sein. Es können ganz normale und alltägliche Dinge sein, bei denen Gott uns für seine Pläne gebrauchen möchte. Z.B. einem Nachbarn etwas Gutes zu tun, oder Frieden und Hoffnung in eine Familie zu bringen.
Gott wählt uns nicht wegen unserer Qualifikation, unserer besten Voraussetzungen aus. Er sieht unser Herz an, ob wir ihm vertrauen und bereit sind das zu tun, was er uns aufträgt.
Maria liess sich von Gott in seine Pläne hinein nehmen. Sie hat quasi Gottes Platzanweisung angenommen. Sie hat nicht Gott in ihre eigenen Pläne «platziert». Oder anders gesagt: Sie hat das angenommen, was Gott für sie vorbereitet hat. So wie es Paulus im Epheserbrief sagt:
«Gottes hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen.» Epheser 2,10 (NGÜ)
Viele Christen machen es jedoch gerade umgekehrt: Sie bitten Gott, dass er das segnet oder sie dabei unterstützt, was sie selber geplant haben.
Anders Maria: Sie hat einfach ihrem Gott vertraut hat, auch wenn er ihr etwas scheinbar Unmögliches aufgetragen hatte. Wie würden wir reagieren, wenn Gott uns aus heiterem Himmel, mit einer menschlich unmöglichen Aufgabe betrauen würde?
Vielleicht hast du den Eindruck, dass du mit deinen Fähigkeiten, Erfahrungen oder deinem Wissen wohl kaum für eine Aufgabe von Gott in Frage kommst. Und schon gar nicht für eine so wichtige Aufgabe, wie sie Maria hatte.
Klar, sind wir nicht alle dazu bestimmt, Weltveränderer zu sein oder wie Maria einen Weltveränderer auf die Welt zu bringen. Aber ich denke, wir sollten Gott auch nicht in der Wahl seiner Helden einschränken. Gott kann uns für seine Pläne gebrauchen, wenn wir ihm vertrauen.
Maria war vor der Begegnung mit dem Engel auch nur EINE von ganz vielen Marias. Aber sie war diejenige, die Gott und seinen Verheissungen vertraute und ihm das Unmögliche zutraute. Gott ist fähig, auch mit unserem Leben das zu tun, was wir aus menschlichem Ermessen nicht für möglich halten würden. Und wenn das seinem Plan entspricht, dann will er es auch möglich machen. Wir sollten jedoch nicht erwarten, dass Gott uns im voraus einen detaillierten Einblick in seine Pläne gewährt, bevor wir ihm unser Leben hingeben.
Ich habe das nicht so erlebt, dass ich schon im Voraus genau wusste, wohin ein Weg mich führen wird, auf den ich mich mit Gott eingelassen habe. So habe ich das Studium auf St. Chrischona begonnen mit der Absicht später mal als Jugendarbeiter in einem Verband wie BESJ oder Cevi zu arbeiten – aber nicht unbedingt als Pastor oder gar Hauptpastor einer Gemeinde. Doch es kam ganz anders. Aber im Rückblick ist es so sehr gut gekommen, auch wenn es ganz anders kam, als ich mir ursprünglich gedacht hatte. Ich hatte mich damals einfach darauf eingelassen, dass Gott Marianne und mich gerne auf St. Chrischona im Studium hätte.
Rückblickend kann ich sagen: Dann, wenn ich mich auf Gottes Wege oder seine Führung eingelassen habe, kam etwas Gutes dabei heraus. Das heisst aber nicht, dass alles immer einfach gewesen wäre!
Von unserer Seite braucht es Vertrauen und auch Mut, unser Leben in Gottes Hände zu geben und es ihm zu überlassen, welche Pläne er mit uns hat. Vielleicht erleben wir dadurch tatsächlich auch etwas, das wir nie für möglich gehalten hätten.
Auf jeden Fall erlebte die unscheinbare Maria das grösste Wunder aller Zeiten. Heute kennen wir Gottes grösseren Plan, der von Anfang an dahintergestanden hat: Gottes Sohn wurde Mensch, geboren durch eine ganz gewöhnliche Frau. Dadurch, dass sie ihrem Gott vertraute, dass er gute Pläne mit ihr hat, fand sie Gnade vor ihrem Gott. Das heisst, er konnte sie für diese grosse Aufgabe berufen. Und dadurch wurde diese unscheinbare Frau Teil einer viel grösseren Geschichte: Der Retter kam auf diese Welt, um uns Menschen mit Gott zu versöhnen.
Er kam, um den ursprünglichen Zustand dieser gefallenen Welt wiederherzustellen und tiefen, göttlichen Frieden zu bringen. Gottes Pläne wurden real durch ein einfaches, unscheinbares Mädchen. Gott konnte sie für diese grosse Aufgabe wegen ihres Herzens, ihrer Hingabe und ihres Vertrauens berufen. Und ebenso wie Maria, möchte Gott auch uns berufen.
Er möchte durch und mit uns seine Pläne mit dieser Welt in die Tat umsetzen. Wie gesagt, es geht nicht darum, dass Gott uns helfen soll, unsere Pläne umzusetzen, sondern es ist umgekehrt. Gott möchte seine guten Pläne durch uns umsetzen. Uns in seine viel grössere Geschichte mit einbinden. Dafür sucht er Menschen, die bereit sind, seinen Willen zu tun, die sich ihm zur Verfügung stellen.
So ruft er uns auch heute: Bist du bereit, dein Herz diesem Gott zu schenken? Ihm zu vertrauen, dass er es gut mit dir meint?
Bist du bereit, dass er dich in seine Pläne einbinden darf, auch wenn du noch nicht genau weisst, wie alles ausgehen wird?
Darf er durch dich Leben, Hoffnung und Rettung zu den Menschen bringen?
Bist du dabei, wenn er dir eine Aufgabe anvertraut, egal wie viel Talent du hast und wie viel du dir selbst zutraust? Bist du bereit, wie Maria zu sagen: «Hier bin ich, deine Dienerin / dein Diener und beuge mich deinem Willen. Möge alles, was du gesagt hast, wahr werden.» Alles was Gott möchte, ist dein Herz und dass du ihm vertraust.
Amen