Hinter den Kulissen – Gott wacht über seinem Volk

Datum: Sunday, 25. February 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext:

Text: Numeri 22 und 23 in Auszügen
Eigentlich waren sie ja entfernte Verwandte – die Moabiter, Ammoniter und
Israeliten. Dennoch kann hier nicht gerade von einem freundlichen Empfang die Rede
sein. Man muss allerdings hinzufügen, dass diese Verwandtschaft schon von Anfang
an ziemlich belastet war. In 1. Mose 19 erfahren wir, dass die beiden Töchter des alten
Lot nach dem Untergang von Sodom und Gomorra von der Angst umgetrieben waren,
aus Männermangel zur damals entehrenden Kinderlosigkeit verdammt zu sein. Als
Ausweg wählten sie – und das wird uns in aller Offenheit berichtet – als Ausweg
wählten sie den vorsätzlichen Inzest. Sie machen ihren Vater in zwei
aufeinanderfolgenden Nächten betrunken und erfüllen sich so beide selbst ihren
Kinderwunsch. Der Sohn der älteren Tochter heisst Moab und wird zum Stammvater
der Moabiter, der Sohn der Jüngeren trägt den Namen Ammon und begründet den
gleichnamigen Stamm der Ammoniter.
Das ist wahrhaftig eine Familienhistorie, die man nicht so gerne ständig und lebendig
vor Augen hat. Aber genau das zeichnet sich nun ab, denn Israel ist mit Sack und Pack
im Jordantal angelangt und lagert sich in der Nähe von Jericho – direkt gegenüber vom
Moabitergebiet. Und der König des moabitschen Brudervolkes beäugt diese
Entwicklung mit grossem Argwohn. Die Moabiter – die Nachkommen Lots - waren
nämlich nicht – wie die Juden (die Nachkommen Abrahams) den Umweg über 4
Jahrhunderte ägyptische Sklaverei geführt worden, sondern im Land Kanaan
geblieben und hatten sich unweit der untergegangenen Städte Sodom und Gomorrha
angesiedelt. Sie sind zusammen mit den anderen Kanaanitern sozusagen die
Platzhirsche – oder fühlten sich zumindest so – und stellen sich den Eindringlingen aus
Wüste mit allen Mitteln entgegen. Aber dieser schier endlose Lindwurm der Israeliten
kommt unaufhaltsam herangezogen und steht nun plötzlich ante portas. In einem
Blitzkrieg war der gesamte südliche Teil Kanaans bereits überrollt worden und unter
israelische Herrschaft geraten. Und dabei waren die Israeliten auch nicht gerade
zimperlich vorgegangen. Vieles von dem, was das Volk damals auf Gottes klaren Befehl
hin tun musste, würde heute nach unseren humanistischen Kriterien schlichtweg als
Massaker bezeichnet werden müssen – das sei nur nebenbei bemerkt. Aber vergessen
wir an dieser Stelle bitte nicht: Gott, der das Leben schafft und erhält kann es auch
jederzeit wieder wegnehmen und ist niemandem dafür Rechenschaft schuldig. Unser
modernes humanistisch geprägtes Welt- und Menschenbild interessiert ihn dabei
überhaupt nicht.
Jedenfalls ist das Volk des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs – das Volk Jahwes
offenbar nicht zu stoppen – nicht mit militärischen Mitteln jedenfalls. Und es ist
(zunächst) auch nicht kompromissbereit. Da ist kein Arrangement zu machen nach
dem Motto “Leben und Leben lassen” – wir tun euch nicht, ihr tut uns nichts – lasst
uns das Land aufteilen. Die Nachkommen Abrahams erheben im Namen Gottes und
damit zu Recht Anspruch auf das gesamte Land. Sie sollen es einnehmen, alle fremden
nationalen und religiösen Einflüsse vertreiben oder vernichten und es soll ihr Land sein
und bleiben für immer – das gilt übrigens unverändert auch heute noch und schliesst
die Westbank genauso ein, wie etwa die erste von Israel damals eroberte Stadt Jericho
und den Gazastreifen. Und so wie Israel damals das Land aus dem Einflussbereich der
Götzen Baal, Astarte und dem Molochkult entrissen hat, wird es das auch zu seiner
Zeit im Hinblick auf den Götzen Allah tun. Eretz Israel ist und bleibt ungeteilt das
göttlich versprochene Erbe für die Nachkommen Abrahams – dafür lassen sich
zahlreiche Belege im Alten Testament finden – ob sich das moderne Völkerrecht nun
damit einverstanden erklärt oder nicht.
Jedenfalls löst der Siegeszug Israels zunächst Ärger und dann Panik aus bei den
Einwohnern Kanaans und den unmittelbaren Nachbarvölkern. Während sich die einen
vergeblich in die Schlacht gegen das Volk Gottes werfen, versuchen andere, sich mit
List aus der Gefahrenzone zu stehlen, wie die Gibeoniter etwa, die vortäuschen, von
ganz weit her angereist zu sein und einen Friedensvertrag mit Israel schliessen. Zu spät
fiel es auf, dass dieser Vertrag in betrügerischer Absicht zustande kam und die
Gibeoniter gerade mal um die Ecke wohnten. Sie standen eigentlich auch auf der
Vertreibungsliste. Man ist unwillkürlich an all die modernen Nahostverträge erinnert.
Viele dieser Abmachungen waren und sind betrügerisch, weil sie letztlich von Seiten
der Gegner Israels nur als diplomatischer Zwischenschritt verstanden werden, um
dem Volk Gottes im geeigneten Augenblick das Land wieder mit Gewalt zu entreißen.
Und wo immer diese Verträge gar mit der Aufgabe Teilgebieten des verheißenen
Landes einher gingen (etwa nach dem Land-für-Frieden-Prinzip), sind sie letztlich
illegal und auf jeden Fall irrelevant, denn das Land Israel ist und bleibt vollständig und
ungeteilt das Erbteil, das Gott seinem Volk zugeteilt hat.
Das alles wussten die Moabiter damals nicht, aber sie merkten, dass es brenzlig wurde.
Der Gott Israels, Jahwe – das war den Vertretern der damaligen Regionalgottheiten
klar – musste anscheinend stärker sein, als die eigenen Götter der Kanaaniter. Und so
beschliesst König Balak, dessen Name die vielsagende Bedeutung trägt (“der
Verheerende”), das Volk der Juden hochoffiziell im Namen seines eigenen Gottes
verfluchen zu lassen. Nach gut abergläubiger Manier bildet er sich nämlich ein, man
brauche dazu nur das richtige Medium und genug Geld. Ein heiliger Mann, ein
Schamane, Prophet oder Seher muss her, der mit dem richtigen Zugangscode den
jeweils zuständige Gott – hier eben Jahwe – anzapfen kann und durch den man dann
gegen entsprechende Belohnung einen leichten, mittleren oder schweren Fluch über
das Volk der Juden bringen. So lief das zumindest in seinem eigenen Götterhimmel
und auch sonst überall damals nach dem Motto: “Ist dein Gott zu alterschwach, dann
nimm doch meinen!” Im Übrigen wird es hier ganz augenscheinlich, dass die fatale
Verquickung von Religiosität mit Macht und Geld und deren wechselseitige
Unterstützung schon so alt, wie die Menschheitsgeschichte. Und wie ich die Sache
sehe, sind wir auch heute noch weit davon entfernt, das hinter uns zu haben.
Nun kommt aber unsere schillernde Hauptfigur ins Spiel, jener geheimnisvolle Seher
Bileam, dessen Namen nicht gerade schmeichelhaft vermutlich vom arabischen Wort
für “Vielfrass” (oder vornehmer: der Unersättliche) abgeleitet werden kann. Wir
haben keine Ahnung, woher dieser Mann kommt und wer genau er ist. Allerdings ist
er offenbar bei den Moabitern als bedeutender Wahrsager und Kapazität für Segen
und göttliche Verwünschungen bekannt – ein mietbares Medium, um seine Interessen
in der Geister- und Götterwelt anzumelden. Und König Balak scheut weder Kosten
noch Mühen, um an dieses Spezialwerkzeug ranzukommen. Das war nicht so ohne.
Immerhin lebt Bileam – wie wir erfahren - ca. 600 km weiter nördlich an der heutigen
syrisch-türkischen Grenze, was damals vermutlich eine Reisezeit von 3 Wochen per
Esel fuer einen Weg bedeutete.
Nun, wir haben die Geschichte vorhin in Auszügen gehört. Die Honoratioren kommen
und packen die Geldscheine auf den Tisch vor dem Seher Bileam, der offenbar in der
Regel auf diese Weise schnell zu haben war. Aber diesmal hat er offenbar eine innere
Blockade. Er kann einfach nicht sofort zusagen, so sehr ihn auch das Geld juckt und er
weiss sich deshalb nur zu helfen, indem er auf Zeit spielt. “Lasst uns alle erst mal
darüber schlafen.”
Dass er den Gott Israels gar nicht erst fragen muss, ob er denn im Auftrag und für das
Geld der Kanaaniter das Volk Israel wirksam verfluchen darf – liegt denk ich selbst für
einen Bileam auf der Hand. Vielleicht deutet aber seine Name Vielfrass daraufhin –
und das würden auch einzelne Referenzstellen aus dem Neuen Testament bestätigen
– dass er einfach korrupt war und finanziell nicht genug kriegen konnte.
Der Judasbrief warnt beispielsweise Irrlehrern, von denen gilt: “... sie gehen den Weg
gKains und fallen in den Irrtum des Bileam um Gewinnes willen und kommen um in
dem Aufruhr Korachs.
In der kommenden Nacht spricht Gott nun tatsächlich zu dem heidnischen Seher und
macht ihm unmissverständlich und ein für alle Mal klar: dieses Volk ist von mir
gesegnet und niemand kann es verfluchen! Wer es trotzdem tut, auf den fällt sein
eigener Fluch zurück. Die Geschichte hat das zur Genüge belegt. “Gott aber sprach
zu Bileam: Geh nicht mit ihnen, verfluche das Volk auch nicht; denn es ist gesegnet” (V.12)
Das macht offenbar zunächst auch ziemlich Eindruck auf unseren Herrn Vielfrass, denn
er schickt Männer und Geld wieder heim.
Das gefällt allerdings dem moabitischen König drei Wochen später überhaupt nicht.
Aber er kennt seine Pappenheimer. Er vermutet wohl, dass unser Bileam hier nur
einen besseren Preis heraushandeln möchte und so schickt er ihm eine deutlich
aufgewertete Delegation in gleicher Sache. Zunächst weisst Bileam auch die zurück,
denn die Worte Gottes klingen ihm noch im Ohr: Dieses Volk ist und bleibt gesegnet.
Doch trotz der Klarheit dieser göttlichen Offenbarung erbittet er sich erneut
Bedenkzeit, denn das, was ihm hier geboten wird, ist das Geschäft seines Lebens.
“Sollte Gott wirklich gesagt haben? fragt die Schlange im Garten Eden. Lasst uns
nochmals darüber nachdenken und diskutieren – vielleicht kommen wir ja dann –
wenn wir’s lange genug machen - zu einem gegenteiligen Ergebnis ... Wir kennen das
doch auch, nicht wahr? Je länger eine klare Aussage diskutiert wird, desto unklarer
und verwirrender wird sie in der Regel. Es steckt wohl tatsächlich darin etwas von
jener teuflischen Versuchung aus Paradies. Man wagt Gott nicht direkt zu
widersprechen, aber hinterfragt ganz dezent und demütig “Sollte Gott das wirklich
gesagt oder gemeint haben?”– und damit ist das Gift schon bereits in die Blutbahn
gelangt. Wieviel Ärger haben wir uns selbst schon eingehandelt, weil wir wider
besseres Wissen Gottes klares Wort gemeinsam oder einsam für uns selbst solange
zerredet oder seziert haben, bis es uns mundgerecht erschien und wir es leicht
schlucken konnten.
Bileam geht schlafen mit dieser Frage und in stiller Hoffnung, diesmal zu hören, was
er gerne hören will. Und tatsächlich macht Gott ihm in der kommenden Nacht
scheinbar ein Alternativangebot – aber eben nur scheinbar. An Bileam soll ein Exempel
statuiert werden. Wer seine eigenen Wege gegen Gottes Willen durchsetzen will, mag
wohl zunächst vorankommen – am Ende allerdings werden sie notfalls
gezwungenermassen einmünden müssen in Gottes Wege. Denn Gott lässt sich nicht
von uns ins Handwerk pfuschen, wie edel oder schäbig die Motive für unseren
Ungehorsam auch im Einzelfall gewesen sein mögen.
Was unser Bileam nicht auf’s Wort tun und glauben will, muss er halt auf die harte
Tour lernen: Dann geh doch – sagt Gott - wenn du mein Wort nicht ernst nimmst –
aber: Was immer die Feinde meines Volkes von dir wollen, ich werde dafür sorgen,
dass Israel nur das bekommt, was ich ihm zugedacht habe. Ich werde dich zu meinem
Sprachrohr machen. Und in dieser Funktion muss Bileam schon bald zu seiner eigenen
Beschämung proklamieren: “Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein
Menschenkind, daß ihn etwas gereue. Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er
etwas reden und nicht halten?” (V.19)
Trotzdem macht er sich auf den Weg. Er hätte es ja von Anfang an wissen müssen und
diese sechs strapaziösen Wochen auf dem Esel hätte er sich getrost sparen können.
Gott wird sein Volk nicht verfluchen lassen. Aber offenbar hatte die Aussicht auf
beträchtlichen Gewinn ihm die Sinne vernebelt und ihn blind gemacht für die klare
Gottesoffenbarung. Selbst sein Esel hat – wie sich bald schon herausstellen wird -
mehr Gotteserkenntnis als er. Der Esel sieht mehr als der Seher – peinlich – und als
die Eselin sich dann auch noch klar verständlich über seine Tierquälerei beschwert, da
kommt er nochmals ins Wanken und ahnt, worauf er sich da eingelassen hat. “Ich habs
ja nicht gewusst, dass ich gegen deinen Willen unterwegs bin ... ich dreh auch gleich
wieder um ...!” Aber der Engel lässt ihn nicht. Er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes
“reingeritten”, jetzt muss er die Suppe auch bis zum Ende auslöffeln, denn Gott will
ihm und vor allem den Feinden seines Volkes zeigen, wer nun tatsächlich im
Regimente sitzt.
So nimmt die Geschichte ihren weiteren Lauf – oder genauer gesagt ihre drei Anläufe.
Bileam erscheint bei Balak und fühlt sich offenbar nicht wohl in seiner Haut. Und so
verkündigt er gleich zu Anfang, dass er keine Haftung für das übernehmen kann, was
passiert. “Ich muss das halten und reden, was mir der Jahwegott in den Mund gibt.”
Ja, ja, denkt Balak, mach dich nicht so wichtig und fang endlich an. Und die Sache geht
schief. Bileam gibt sich redlich Mühe. Nicht einen – gleich sieben Altäre lässt er bauen
und 14 Tiere darauf opfern. Eine eindrückliche Inszenierung – geradezu ein Showdown
menschlicher Religiosität: wenn das nicht hilft ... dann hilft nichts mehr. Und die ganze
Prozedur wird dreimal wiederholt. Balak kann es einfach nicht glauben, dass den
Israeliten nicht beizukommen sein soll. Aller guten Dinge sind drei. Aber jedes Mal
wird es schlimmer, was er sich da von Bileam anhören muss. Ich kann mir gut
vorstellen, dass er sich beim dritten Segensspruch rot vor Zorn die Ohren zugehalten
hat, als der Seher vom Geist Gottes beseelt lautstark proklamierte: "Wie fein sind
deine Zelte, Jakob, und deine Wohnungen, Israel! Wie die Täler, die sich ausbreiten,
wie die Gärten an den Wassern, wie die Aloebäume, die der HERR pflanzt, wie die
Zedern an den Wassern. Sein Eimer fließt von Wasser über, und seine Saat hat Wasser
die Fülle. ... Gesegnet sei, wer dich segnet, und verflucht, wer dich verflucht!" (V. 5-7).
Jetzt hatte selbst Balak genug. Nachdem 42 Widder und Stiere auf 21 frisch gebauten
Altären verblutet waren, dämmerte ihm, dass er den ahnungslos im Jordantal
lagernden Israeliten den denkbar größten Dienst geleistet hatte. Sein böswilliges
Intrigenspiel, mit dem er das Volk Gottes vernichten wollte, hat im Gegenteil zu einer
dreifachen Segnung geführt und unverrichteter Dinge zieht er seine Wege – nicht
allerdings ohne zuvor den korrupten Seher aus dem Norden ohne Ehre und Belohnung
heimzujagen.
Was fangen wir nun aber mit dieser Geschichte heute an? Vieles von dem, was sich
hier ereignet, können wir nur schlecht oder gar nicht in unsere Standardvorstellung
vom Handeln Gottes in der Welt einordnen. Da ist so vieles scheinbar eigenwillig und
ohne klare Linie. Dieser Seher Bileam – beispielsweise ist weder Fisch noch Fleisch, er
ist heidnischer Seher – kein Prophet Gottes – und doch offenbart Gott sich ihm
mehrfach und segnet durch ihn sein Volk. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle auch
an die heidnischen Astrologen denken, denen Gott ganz unverhofft offenbart, dass
dem jüdischen Volk ein neuer König geboren sei. Diese Männer hatten mit Sicherheit
genauso wenig Ahnung, wer denn der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist, wie unser
aramitischer Zauberlehrling hier, der im Übrigen sehr wohl persönlich ein Feind des
Volkes Israel war und blieb. Erst recht nachdem ihm durch die Schuld des Volkes und
seines Gottes die grosse Belohnung durch die Lappen gegangen war und er selbst mit
Schimpf und Schande davongejagt worden war. Offenbar hat er aus Rachgelüsten
heraus auf dem Rückweg die Midianiter dazu angestiftet, Israel nun auf einer anderen
Ebene anzugreifen. Die Midianiter waren ein weiteres Brudervolk Israel und zu dieser
Zeit eng verbunden mit den Moabitern. Ihr Stammvater war ebenfalls ein Sohn
Abrahams, allerdings mit seiner zweiten Frau Ketura. Und auch die Midianiter
beobachten ihre angereisten Blutsverwandten aus dem ägyptischen Exil mit Neid und
Zorn. Ihre Strategie ist subversiver aber erfolgreich. In 4. Mose 31 wird uns verraten,
dass die Frauen der Midianiter das Volk Israel ausdrücklich auf Bileams Rat hin
verführt haben zu verbotenen Mischehen und vor allem zum Baalskult. Auf Befehl
Gottes hin werden die Midianiter dann im Rahmen einer israelischen Militäraktion
vernichtend geschlagen und dabei kommt auch unser Bileam nochmals ins Spiel. Es
heisst nämlich im biblischen Text: “Und die Israeliten zogen aus zum Kampf (gegen die
Midianiter), wie der Herr es Mose geboten hatte, und töteten alles was männlich war.
Samt diesen Erschlagenen töteten sie auch die Könige der Midianiter .... Auch Bileam,
den Sohn Beors, töteten sie mit dem Schwert.”
Neutestamentlich klingt das Urteil über Bileam etwa so, wie in Offenbarung 2,14:
“Aber einiges habe ich gegen dich (Pergamon): du hast Leute dort, die sich an die Lehre
Bileams halten, der den Balak lehrte, die Israeliten zu verführen, vom Götzenopfer zu
essen und Hurerei zu treiben.”
Betrachtet man die dramatischen Ereignisse und das Intrigenspiel der Feinde Gottes
und seines Volkes allerdings mal aus der Perspektive der Israeliten in ihrer Zeltstadt
dort im fruchtbaren Jordantal, so ergibt sich ein fast lustiges – auf jeden Fall aber
tröstliches Bild. Während die Gemeinde Gottes ahnungslos lagert und ihren Aufgaben
nachgeht, tobt draussen auf den Bergen um sie herum eine geistliche Schlacht. Da
wird intrigiert und korrumpiert mit allen Mitteln. Mit grossen Anstrengungen versucht
der Feind Gottes einen Keil zwischen ihn und seine Leute zu treiben und was
geschieht: ich muss an dieser Stelle noch einmal Luthers schönes Bild von der Orgel
bemühen. Gott spielt immer die Orgel und der Teufel darf lediglich den Blasebalg
treten. Und je mehr er versucht mit größtem Aufwand und Schnauben und wildem
Treten die Orgel zu zerstören, die Gemeinde Gottes zu vernichten, desto mehr Luft
produziert er und umso lauter ertönt auf allen Manuale und aus allen Pfeifen: Allein
Gott in der Höh sei Ehr!
Die Bileamsgeschichte ist dafür geradezu das Paradebeispiel. Und die Geschichte des
ahnungslosen Volkes Israel damals ist öfter als wir denken auch unsere Geschichte als
Gemeinde und als einzelne Gläubige. Um uns herum tobt ständig eine geistliche
Schlacht, von der wir nur hin- und wieder etwas mitkriegen. Und oft siegen wir, ohne
gekämpft zu haben, werden gesegnet ohne zu wissen warum. Ist das nicht genau das,
was David meint, wenn er sagt: Du bereitest vor mir einen Tische im Angesicht meiner
Feinde!? Das ist echte Geborgenheit – zu wissen: Gott sorgt dafür, dass bei mir nur
ankommt, was er mir zugedacht hat. Egal, was der Böse und seine irdischen
Handlanger sich vorgenommen haben. Wir sind in der Hand dessen, der durch Bileam
sagen liess: Gott ist nicht ein Mensch dass er lügt ... Sollte er etwas sagen und nicht
tun? Sollte er etwas reden und nicht halten?
Und gesagt hat er: ... der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles und
niemand kann sie aus meines Vaters Hand reissen!”

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