Fördern
Serie: Epheserbrief | Bibeltext: Epheser 4,17-32

Heute geht es um den dritten Punkt in der Vision von Viva Kirche Schweiz «Wir leben Kirche: Vernetzen, inspirieren, fördern - mit Menschen, Kirchen und Gesellschaft.» Fördern, speziell von Menschen, bedeutet ja, zu unterstützen, dass sie das beste aus sich machen. Wenn ich jemanden fördere, dann möchte ich, dass er besser wird, schlechte Eigenschaften oder Angewohnheiten los wird und stattdessen sich besseres Verhalten angewöhnt. Und genau darum geht es Paulus in diesem Abschnitt des Epheserbriefes.
Der neue Mensch
Paulus malt in den ersten Versen ein deutliches schwarz-weiss Bild (Verse 17-24). Er unterscheidet sehr klar zwischen den Ungläubigen und den Gläubigen. Auf dem dunklen Hintergrund der Ungläubigen treten die positiven Mahnungen für die Gläubigen hell hervor.
Spannend ist, dass er bei beiden, bei den Heiden wie den Gläubigen, das Denken sehr betont. Der Verstand der Heiden ist verfinstert, in ihrem Herzen herrscht eine grosse Unwissenheit und ihr Gewissen ist abgestumpft. Das führt dazu, dass sie glauben, alles sei erlaubt. Deshalb tun sie unreine Dinge, getrieben durch ihre Habgier.
Umgekehrt geht es auch beim christlichen Handeln nicht zuerst darum, dass unser Körper etwas nicht tut, dass unsere Hand nicht stiehlt, unser Mund nicht unwahre Worte ausspricht oder unsere Augen sich nicht Dinge ansehen, die sie nicht sehen sollten. Sondern es beginnt mit der Umgestaltung unseres Denkens! Wir sollen einsehen, dass stehlen falsch ist und deshalb sollen wir dann nicht stehlen. Wir sollen erkennen, dass unwahre Worte Schaden anrichten und deshalb nicht lügen. Wir sollen wissen, dass für unsere Seele gewisse Dinge schlecht sind und deshalb nicht alles anschauen.
Viele Zeitgenossen haben das Vorurteil, dass «Christ sein» bedeutet, dass man das ernsthafte Denken ausschalten und blind irgendwelchen sinnlosen oder veralteten Regeln gehorchen solle. Nun mag es auf der einen Seite tatsächlich Christen geben, die versuchen so zu leben. Und auf der anderen Seite gibt es Nichtchristen, welche ihren Versand reichlich gebrauchen. Aber die Wahrheit ist, dass authentisches Christsein den Verstand öffnet, um die Wahrheit tiefer zu verstehen. Das ist keine Frage von akademischen Titeln (obwohl die hilfreich sein können). Es ist eine Frage des Herzens und des Verstandes, die offen sein müssen für die immer tieferen Einsichten und die zunehmende Vorstellungskraft, die kommen, wenn wir den «König Jesus» besser kennenlernen (V20-21)
Alte und neue Kleider
Alte Kleider sind uns oft vertraut. Z.B. die alte Lieblingsjeans, von der wir uns nur ungern trennen, auch wenn sie mittlerweile schon etwas schäbig geworden ist. Neue Kleider dagegen sind oft noch etwas ungewohnt. Dieses Bild verwendet Paulus. Die alten Kleider sind wie der «Alte Mensch», also der alte Lebensstil, so wie Menschen leben, die nicht an Gott glauben. Wer einmal so gelebt hat, dem ist dieser Lebensstil vertraut. Auch wenn man merkt, dass er nicht gut ist, so kann er einem doch eine (vermeintliche) Sicherheit geben. Stattdessen sollen wir – wie ein neues Kleid – den neuen Menschen anziehen. Das ist der Lebensstil, der Nachfolgern von Jeus entspricht. Anders gesagt, wenn wir «in Christus sind», dann sollen wir auch die dazu passenden Kleider tragen.
Verhalten konkret
Wie das nun konkret aussehen kann, das erläutert Paulus in den folgenden Versen (25-32). Die Kennzeichen des neuen Menschen sind Gerechtigkeit und Heiligkeit in Wahrheit. So ist Gott. Er ist gerecht, heilig und wahr. Der neue Mensch ist ein Mensch nach dem Bilde Gottes. Wir sollen also ihm ähnlicher werden, so wie er ist.
Im letzten Vers von Kapitel 4 und im ersten von Kapitel 5 formuliert es Paulus so:
«Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat. Nehmt euch daher Gott selbst zum Vorbild; ihr seid doch seine geliebten Kinder!»
Epheser 4,32-5,1 (NGÜ)
Stell dir mal vor: Wie wäre es, wenn Gott einer wäre, der abfällige Bemerkungen gegen uns machen würde? Wenn Gott hinter unserem Rücken negativ über uns reden uns sich über uns lustig machen würde würde. Wie sähe da unser Lobpreis, unsere Anbetung aus? Wenn wir Gott nicht vertrauen könnten, dass er die Wahrheit sagt? Wie wäre es, wenn er die Beherrschung verlieren würde?
Doch zum Glück für uns ist Gott nicht so! Und ich denke, wir können uns gut vorstellen, dass es für unsere Mitmenschen besser ist, wenn auch wir nicht so sind!
Jesus hat uns gezeigt, wie der Vater ist. Wenn wir Jesus anschauen, dann sehen wir den Vater (vgl. Joh 14,9). Und das ist der Massstab, den wir selber anstreben sollen. In meiner letzten Predigt zum ersten Teil des Kapitels 4 ging es um Einheit unter den Gläubigen. Es ist einfach vorstellbar, dass diese geforderte Einheit sehr viel besser gelingt, wenn wir hart daran arbeiten freundlich zu sein.
Wahrheit statt Lüge
Wir sollen die Lüge oder Falschheit ablegen, stattdessen sollen wir die Wahrheit reden. Das klingt einfach und ist uns als Christen bekannt. Es leuchtet auch ein, dass es besser ist, die Wahrheit zu reden, vor allem wenn wir uns vorstellen, dass jemand anders uns belügt.
Aber wenn wir ehrlich zu uns selber sind, dann ist das eben doch gar nicht immer so einfach. Wie schnell verschweige ich ein kleines (aber entscheidendes) Detail. Oder ich übertreibe ein bisschen beim Erzählen, was mir passiert ist. So tönt es doch gleich viel dramatischer und der andere versteht meinen doch so berechtigten Ärger viel besser …
Stattdessen sollen wir die Wahrheit reden. Schliesslich sind wir eine Einheit – Glieder des selben Leibes. Wenn wir unseren Nächsten, der zum selben Leib gehört, belügen, dann schaden wir uns letztlich auch selber.
Beherrschung statt Zorn
«Wenn ihr zornig seid …» Paulus geht davon aus, dass Zorn ein natürliches menschliches Gefühl ist. Auch von Gott heisst es in der Bibel, dass er über gewisse Dinge zornig ist (vgl. 2.Mo 4,14; Jos 7,1; Joh 3,36; Röm 1,18, …). Doch die Frage ist, wie gehen wir mit Zorn oder Wut um? Der (berechtigte) Zorn soll uns nicht dazu verleiten zu sündigen. Wir müssen stattdessen lernen, den Zorn zu beherrschen, zu bändigen. Wir sollen den Zorn, die Wut im Griff haben, nicht umgekehrt der Zorn uns. Wir sollen den Zorn bändigen, bevor wir schlafen gehen, sonst lassen wir eine Tür offen für Satan. Was sonst aus dem Zorn folgt ist Bitterkeit, Aufbrausen, wütendes Geschrei, oder auch Verleumdung (V31). All das muss weggetan werden, weil es sonst unser Zusammenleben unerträglich macht.
Helfen statt stehlen
Stehlen ist falsch, das leuchtet eigentlich jedem ein. Aber es geht noch um mehr. Auch vermeintliche Bagatelldiebstähle, mit denen sich jemand über Wasser hält, so dass er nicht arbeiten muss, sind falsch. Wer sich so einen Lebensstil angewöhnt hat, der soll das ändern. Er soll arbeiten, so dass er nicht nur für sich selber, sondern auch für andere, die in Not geraten sind, sorgen kann.
Aufbauen statt vergiften
Kein böses oder unnützes Wort soll aus unserem Mund kommen. Wörtlich heisst es kein «faules» Wort. Faule, verdorbene Lebensmittel sind nicht nur ungeniessbar, sie können uns sogar vergiften.
Stattdessen sollen wir mit unseren Worten andere aufbauen. Das Wort hier kommt bildlich davon, wie man ein Haus aufbaut. Unsere Worte sollen hilfreich sein.
Mir wurde das neulich bewusst: Mit Worten kann man im Leben eines anderen Menschen unglaublich viel Schaden anrichten. Und leider kann das jeder, völlig unabhängig von seiner Beziehung zu dem Menschen. Wie oft schon hat eine dumme Bemerkung über das Aussehen einen jungen Menschen in die Magersucht getrieben oder den Selbstwert nachhaltig zerstört.
Gott sei Dank können Worte auch aufbauen. Aber leider funktioniert das oft nur von Menschen, zu denen man eine nahe Beziehung hat. Vermutlich legt uns Paulus auch deshalb ans Herz, dass wir, die zu einem Leib gehören, einander aufbauen sollen mit unseren Worten. Mit aufbauenden Worten können wir anderen Menschen Gottes Gnade vermitteln
Dem Geist gefallen statt ihn betrüben
Wir sollen nichts tun, was den Heiligen Geist betrübt oder beleidigt. All die negativen Beispiele, die Paulus hier nennt, betrüben den Heiligen Geist. Auch deshalb sollen wir sie lassen – nicht nur weil sie uns gegenseitig schaden.
Denn der Heilige Geist ist wie ein Siegel. Ein Siegel bezeichnet, wem etwas gehört. Der Heilige Geist in uns macht deutlich, dass wir zu Gott gehören. Er zeigt an, dass wir für die volle Erlösung bestimmt sind. Die Erlösung, welche wir dann erleben werden, wenn Jesus wieder kommt und die ganze Welt endgültig freisetzt von aller Sünde, Not, Krankheit und Tod. Diese Erlösung ist zentraler Bestandteil der christlichen Hoffnung. Und wenn wir diese Hoffnung besitzen, dann prägt das auf spezielle Art unser gegenwärtiges Leben.
Wir sollen mit unserem Leben die Liebe und Freundlichkeit Gottes widerspiegeln. Alles andere macht den Heiligen Geist traurig und schadet uns Menschen!
Amen.