Die Knechte erben Gottes Königreich

Datum: Thursday, 27. October 2022 | Prediger/in:
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Der grosse Bogen

Das Volk Israel hört nicht auf Gott und füllt seinen Auftrag, ein Segen für alle Völker zu sein, nicht aus. Deshalb bekommt Jesaja von Gott den Auftrag das Volk zu warnen – auch wenn Gott schon klarstellt, dass es nicht mehr viel bringen wird, weil das Volk nicht hören will.
Und so muss Jesaja ihnen das Gericht voraussagen. Das Wort «Gericht» kommt von richten und von recht. Es bedeutet, etwas wieder richten, zurecht bringen. Das ist auch der Sinn des Gerichtes, dass Jesaja verkünden soll.
Doch letztlich wird auch das Gericht (in Form des Exils) die Sache nicht richten. Das Volk wird auch nach dem Exil seinem Auftrag nicht wirklich nachgehen. Es braucht eine andere Lösung. Es braucht den «Knecht Gottes», der ungeteilt auf Gott hört, gehorcht und den Auftrag ausführt.
Dadurch wird die Hoffnung auf einen guten Ausgang wieder hergestellt! Und um diese Hoffnung, die im Buch Jesaja trotz allem quasi durch jede «Ritze» leuchtet, um die geht es heute.

Die Hoffnung

Der zweite grosse Abschnitt ab Kapitel 40 beginnt mit dem Aufruf zum Trost mitten im Leid:

«Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.» 
Jesaja 40,1 (Luth17)

Weil das Gericht viel Leid über das Volk bingen wird, deshalb soll es mitten in diesem Leid getröstet werden. Die Menschen, die an Gott glauben, die sollen neue Kraft erhalten:

«Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.» Jesaja 40,28-31 (Luth17)

Das ist eine verheissungsvolle Hoffnung! Wer kennt nicht den Zustand von Müdigkeit und Mattheit? Da hinein verkündet nun Jesaja die Verheissung, dass Gott denen, die ihm vertrauen, die sich auf ihn ausrichten, neuen Kraft gibt.

Das Mittel

Doch ein Problem ist, dass wir Menschen oft eine falsche Vorstellung davon haben, wie das Ganze funktionieren soll. Wir machen uns unsere eigenen Vorstellungen, wie nun Gott konkret eingreifen soll. Das war damals bei den Menschen zur Zeit von Jesaja oder zur Zeit des Exils so und das ist heute nicht anders. Aber Gott macht deutlich, dass er anders denkt, als wir Menschen:

«Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.» Jesaja 55,8-11 (Luth17)

Gott hat andere Gedanken und andere Wege, als wir Menschen es uns vorstellen würden. Und das sind höhere, also bessere Wege. Und so ist es denn auch mit dem Weg, wie Gott dem Volk Israel und letztlich allen Völkern helfen will, wie er ihnen die Hoffnung vermitteln will. Die Hoffnung soll nämlich durch das Wort in die Welt kommen. Das Wort, das Gott aussendet, das erfüllt seine Aufgabe und ist nicht wirkungslos. Dabei ist zunächst einmal an das Wort zu denken, das Gott durch seine Propheten aussendet. Vielleicht denkt der eine oder andere nun, das sei etwas paradox. Weil Gott Jesaja ja schon zu Beginn sagt, dass die Menschen aus dem Volk Israel nicht hören und nicht umkehren werden. Aber trotzdem sind die Worte, die Gott durch Jesaja seinem Volk ausrichtet alles andere als leer und sie haben durch all die Jahrhunderte hindurch viel bewegt!
Aber auch hier gilt, dass Gottes Gedanken noch viel grösser sind. Seit rund 2’000 Jahren wissen wir, dass das Wort, das von Gott ausgeht, in besonderer Weise das lebendige Wort, Jesus Christus ist. Zu Beginn des Johannes-Evangelium heisst es:

«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. […]
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.» Johannes 1,1+14 (Luth17)

Das Wort, das Gott durch die Propheten aussendet, das bewirkt, was Gott möchte. Aber in noch viel grundlegenderer Weise gilt das für seinen Sohn Jesus Christus. Ihm gelingt, wozu ihn der Vater gesandt hat. Er ist nicht «leer» zum Vater zurückgekehrt, sondern er hat seine Aufgabe erfüllt und sein Leben hingegeben als Lösegeld für die Vielen (vgl. Mt 20,28). Der Vater hat das lebendige Wort, Jesus Christus gesandt, um den Menschen Hoffnung zu bringen.

Der Messias

Auch das darf Jesaja den Menschen schon ankünden, dass Gott den Messias senden wird. Messias, das bedeutet «der Gesalbte». Und von dem ist in Jesaja 61 die Rede:

«Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer, schöne Kleider statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden ‹Bäume der Gerechtigkeit›, ‹Pflanzung des Herrn›, ihm zum Preise.» Jesaja 61,1-3 (Luth17)

Derjenige, auf dem in ganz besonderer Weise der Geist Gottes ist und der in unüberbietbarer Weise der von Gott Gesalbte ist, das ist Jesus Christus. Und er ist gesandt, um Elenden gute Botschaft zu bringen und Gefangene frei zu setzten! Auch hier ist nochmals die Rede vom Gericht, vom Tag der Rache. Aber das Verhältnis ist ein Tag zu einem Jahr! Was für unglaublich tröstliche Verheissungen!

Die Sammlung der Völker

Das ist die Aufgabe, des Knechtes Gottes! Weil er dem Vater gehorcht, seinen Auftrag erfüllt, die Sünde und die Schuld der Welt auf sich lädt und ans Kreuz trägt, deshalb kann er diese gute Botschaft verkünden. Und diese Botschaft ist so attraktiv, dass sie sich auf der ganzen Welt verbreitet. Nicht nur das Volk Israel ist eingeladen, sich diesem Gott anzuschliessen, sondern alle Völker der Erde:

«Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.» Jesaja 60,1-3 (Luth17)

Es ist hier die Stadt Jerusalem, die angesprochen wird. Sie soll leuchten, weil ihr Licht kommt, weil die Herrlichkeit des Herrn über ihr aufgeht.
Jesus Christus, der von sich selber gesagt hat, dass er das Licht der Welt ist, ist in diese Stadt gekommen. Und Menschen aus vielen Völkern wurden von ihm «angezogen». Das begann schon mit seiner Geburt, wo bereits Weise aus fernen Ländern kamen, das setzte sich fort, als an Pfingsten Menschen aus den unterschiedlichsten Völkern die frohe Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus hörten, ihr Glauben schenkten und in die Gemeinde, die Familie Gottes, aufgenommen wurden.
Aber auch hier steht die vollkommene Erfüllung noch aus. Die Offenbarung verheisst, dass dann beim zweiten Kommen von Jesus nicht nur Einzelne aus einigen Völker kommen werden, sondern dass Massen von Menschen aus allen Völkern kommen werden zu dem neuen Jerusalem, das Gott schaffen wird. Auch dieses neue Jerusalem ist bereits bei Jesaja verheissen:

«Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude, und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk.» Jesaja 65,17-19 (Luth17)

Das Land erben

Diese neue Erde und die neue Stadt Jerusalem, die Gott selber schaffen wird, die werden Grund zur Freude sein. Darauf dürfen wir uns heute schon freuen! Und dann gibt es da noch eine ganz besondere Verheissung, die damit verbunden ist. Es geht quasi um die Altersvorsorge:

Gott sagt: «Wer auf mich traut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen.» Jesaja 57,13b (Luth17)

Ich denke, wir alle spüren, dass wir die letzten zwei, drei Jahre in recht unruhigen Zeiten leben. Politische Umwälzungen, Corona, Krieg – nicht nur in der Ukraine, sondern auch in so vielen anderen Ländern dieser Erde, die Klima-Erwärmung, die mögliche Energiekrise. Das alles auch noch oft sehr reisserisch aufbereitet durch die Medien. Da kann man sich schon Sorgen um die Zukunft machen! Was wird da alles noch auf uns zukommen? Da hinein finde ich die Botschaft von Jesaja unglaublich tröstlich. Er musste dem Volk verkünden, dass schwierige Zeiten kommen – aber er durfte ihnen auch sagen, dass dies nicht das Ende ist. Das wirkliche Ende wird gut!

Amen.

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